Museum

Stickerei, Spitze & Co – Das Stickereimuseum

Historische Handarbeiten aus der Sammlung Monika Schmillenkamp werden in der Alten Brennerei Ennigerloh präsentiert. Sie sind Zeugnisse der Kultur- und Frauengeschichte, zugleich aber auch Objekte der Volkskunde und der Alltagswelt.

Die Vermittlung von Handarbeitstechniken war früher ein wichtiger Bestandteil der Mädchenerziehung, sowohl im Elternhaus als auch in der Schule. Mädchen aus unteren sozialen Schichten sollten die nützliche Seite der Handarbeit erlernen, um später im Haushalt die anfallenden Flick- und Näharbeiten ausführen zu können. Typische Erzeugnisse aus dem Unterricht sind Kreuzstichmuster- sowie Näh- und Stopfmustertücher.

Da sie als Vorlage dienten und aufbewahrt wurden, haben sie oft „überlebt“ und so den Weg in das Museum gefunden. Mädchen aus der Oberschicht erhielten in Pensionaten und höheren Töchterschulen eine standesgemäße Ausbildung. Sie erlernten die so genannten „Feinen Handarbeiten“. Vielfach wurde der Plattstich verwandt und Mustertücher mit aufwendiger Weißstickerei verziert. Mit dieser Technik schmückten die Mädchen später ihre Leib- und Haushaltswäsche aus. Häkel- und Strickproben aus feinstem Garn dienten als Mustervorlage für Spitzen der Deckchen. Zahlreiche Exponate dieser repräsentativen Arbeiten sind im Museum zu bewundern.

Zusammen mit antiken Handarbeitsutensilien zeigt die Ausstellung viele Beispiele für die Anwendungsmöglichkeiten weiblicher Handarbeit in den unterschiedlichsten Techniken. Ziel ist es, Achtung vor der Leistung unserer Vorfahren zu wecken, Freude an dem Geschaffenen zu vermitteln und vielleicht zu eigenem Tun anzuregen.

Die Sammlerin – Monika Schmillenkamp

Monika Schmillenkamp, geb. Bücker, ist 1945 in eine westfälische Textilkaufmannsfamilie geboren worden und in einem Elternhaus aufgewachsen, dass geprägt war von der Freude an Schönem, dem Umgang mit edler Wäsche und allen Dingen, die zur Herstellung feiner Handarbeiten notwendig waren.

Von frühester Kindheit an wurde sie von ihrer Tante – Frau Ruth Hunkemöller – mit den unterschiedlichen Handarbeitstechniken vertraut gemacht. Diese Kenntnisse setzt sie bis heute bei der Restaurierung alter, musealer Handarbeiten ein.

Seit ca. 25 Jahren sammelt sie antike Textilien, historische Stickvorlagen, Literatur und Handarbeitsutensilien. Dabei wird sie in hervorragender Weise von ihrem Mann – Wilfried Schmillenkamp – unterstützt. Teile ihrer umfangreichen Sammlung konnte sie 2002 und 2004 in beachtenswerten Ausstellungen präsentieren.

Seit März 2005 stehen ihr im Ennigerloher Kulturzentrum „Alte Brennerei“ Räume als Museum zur Verfügung.

Die Ausstellung

Das Museum zeigt rund 500 Exponate handgearbeiteter, textiler Kostbarkeiten. Die Kunst des Spitzenklöppelns aus feinstem Garn vermittelt eine Reihe von Exemplaren des 18. und 19. Jh. aus den Zentren Valenciennes, Mecheln und Binche. Brüsseler Spitzen zieren Kragen, Manschetten, Taschentücher und Taufkleider.

Kleine Kunstwerke sind die unterschiedlichen Klöppelwerkzeuge aus den verschiedenen Spitzenregionen. Die Sammlung umfasst mehrere Varianten der Nadelspitze – die geometrische Reticella, barocke Muster (Point Plat de Venise), sowie französische und belgische Spitzen.

Die Techniken der Bändchen-, Sonnen- und Filetspitze werden in ihrem Aufbau dargestellt. Schönheit und Feinheit der Stickereispitzen kommen auf Hauben und Schultertüchern, in Tüllstickerei und Dresdener Spitze (Point de Saxe) zur Geltung.

Unterschiedliche Weißstickereitechniken zieren Leib-, Tisch-, Bettwäsche und Babykleidung.

An die Tradition, das Sticken und andere textile Techniken auf Mustertüchern zu üben, knüpfte der Handarbeitsunterricht des fortgeschrittenen 19. Jh. an. Aus dieser Zeit stammen die bekannten rotgestickten ABC-Tücher. Neben diesen bekommt der Betrachter z.B. die Arbeiten der Fanny Lein aus Wildenau aus dem Jahre 1890 zu sehen. Sie arbeitete im Anschluss an das Kreuzstichmustertuch ein Flick- und Stopftuch und auf feinem Batist ein Weißstickereituch.

Zum damaligen Lehrplan an Schulen gehörten auch die Nähtücher. Sie weisen verschiedene Nähte und Säume sowie Durchbruch- oder Häkeleinsätze auf. Weiter wurde das Anbringen von Knöpfen, Haken und Ösen, Aufhängern und das Nähen von Knopf- und Schnürlöchern geübt. Neben diesen Arbeiten erlernten die Mädchen in höheren Töchterschulen und Pensionaten zahlreiche aufwendige Ziertechniken. Das Museum zeigt etliche Beispiele aus Belgien und den Niederlanden und zwei 4,80 m lange Pensionatstücher.

Ein weiteres Zeugnis für den Handarbeitsunterricht sind die aus feinem Baumwollgarn gefertigten Strick- und Häkelmusterstreifen.

Im 19. Jh. blieb kaum ein Gebrauchs- oder Ziergegenstand ohne Perlenschmuck. Die Sammlung beinhaltet zahlreiche Exponate aus dieser Zeit, zum größten Teil gestrickte Perlarbeiten. Tabaksbeutel, Geldbörsen, Pompadours, Handschuhe, Strümpfe und Babyhauben zeugen von liebevoll und aufwendig hergestellten Handarbeiten.

Die Verarbeitung von Glasperlen erfolgte auch in anderen Techniken. Es wurde gehäkelt, gestickt, gefädelt oder geklebt. In der 2. Hälfte des 19. Jh. geht die Feinheit der Arbeit immer mehr verloren. Teilweise werden einige Partien in Wollstickerei ausgeführt und die Perlen dazwischen für Blüten, Ranken, Ornamente eingefügt. Gelochte Pappe bildet oft das Grundmaterial.

Das Museum zeigt etliche Beispiele – Notizbücher, Zigarrenetuis, Schachteln, Klingelzüge und Behänge für Wandborde.

Öffnungszeiten & Eintrittspreise

Die Ausstellung ist an jedem 1. Sonntag im Monat (außer an Feiertagen) von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

An jedem ersten Sonntag im Monat steht Ihnen die Sammlerin – Monika Schmillenkamp – mit fachkundigen Erklärungen zu allen Exponaten zur Verfügung und Interessenten sind zum offenen Sticktreff herzlich eingeladen.

(Gruppen-)Termine und Führungen außerhalb der angegebenen Öffnungszeiten sind nach schriftlicher oder telefonischer Absprache mit dem Büro der Alten Brennerei oder direkt mit Monika Schmillenkamp unter 02524 5398 möglich.

Der Eintritt beträgt 1,- € pro Person, Kinder haben freien Eintritt.